Die 70er

 Nach einem so anstrengenden Einsatz für das Jubiläumsfest hätte man annehmen können, daß sich die Verantwortlichen des Bürgervereins eine "schöpferische" Ruhepause gegönnt hätten.  Weit gefehlt.  Zu der Jahreshauptversammlung am 13.  März 1970 erschienen 113 Mitglieder.  Die Neuwahl des Vorstandes stand an.  Wilhelm Ungermann und Paul Klapperich wurden als Vorsitzende, Wolfgang Günther als Kassierer wiedergewählt.  Harald Sommer übernahm das Amt des Schriftführers, Wilhelm Kiihndahl das des Protokollführers.  Als Beisitzer wurden teils in Wiederwahl Franz Andree, Rudi Eigen, Walter Rond, Franz Schneller, Franz Urbschat und Herbert Weitfeld gewählt.

Die Jahreshauptversammlung erhielt eine besondere Note durch die Anwesenheit von Frau Bürgermeister Dr. Ellen Wiederhold, die sich temperamentvoll an der Aussprache beteiligte und dem Vorsitzenden ein großes Lob spendete.  "Sie haben sich schon seit vielen Jahren vor allem der einsamen alten und der jungen Menschen angenommen.  Nachbarschaftsförderung sollte Ziel aller Bürgervereine sein."

Frau Dr. Wiederhold, selber ein sehr aktives Mitglied des Bürgervereins Hilden-West, war der Arbeit und den Aufgaben der Bürgervereine sehr zugetan.  Als sie nach der Kommunalwahl 1969 zur Bürgermeisterin gewählt wurde, konnte sie ihrer Sympathie für die Bürgervereine größeres politisches Gewicht verleihen.  Das machte sich 1970 durch einen Aufschwung der Tätigkeit der Bürgervereine in Hilden besonders bemerkbar.  Der Bürgerverein Hilden-Ost wurde wieder ins Leben gerufen.  In der Stadtmitte bildete sich ein Bürgerverein.  In jedem Stadtteil von Hilden waren nun Bürgervereine vorhanden, in der Nordstadt sogar zwei.

Auf Einladung der Bürgermeisterin kamen die Vorstände aller Bürgervereine am 14.  November 1970 im "Ratskeller" zusammen.  Bei Wahrung ihrer Selbständigkeit beschloß man eine Zusammenarbeit in allen Fragen von gesamtstädtischer Bedeutung und einen Gedankenaustausch über die Erfahrungen, die jeder Verein mit Veranstaltungen und Maßnahmen gesammelt hatte.  Seitdem finden solche Zusammenkünfte der Bürgervereine nach Bedarf statt.

Der Gedanke, dann auch einmal gemeinsam zu feiern, lag nahe.  Die Firma Wiederhold hatte anläßlich eines Betriebsfestes im Westen an der Liebigstraße ein großes Festzelt aufgebaut.  Die sieben Hildener Bürgervereine nahmen diese Gelegenheit wahr und veranstalteten am 25.  September 1971 unter der Devise "Ganz Hilden unter einem Dach" - arrangiert von Heinz Beier, dem Vorsitzenden des Bürgervereins West - das größte Fest, das jemals in unserer Stadt gefeiert wurde.

Fast 2500 Besucher fanden sich ein.  Günther Noris mit der berühmten Big-Band der Bundeswehr sorgte für Stimmung bei Unterhaltung und Tanz.  Der große Erfolg ermutigte im nächsten Jahr zu einem weiteren Herbstfest, "Ganz Hilden in einem Zelt" am 20.  Oktober 1972 am Lindenplatz, vom Besuch und Programm her allerdings nicht so glanzvoll wie das erste.

Die Bürgermeisterin äußerte in der Zusammenkunft der Bürgervereine den Wunsch, daß sich diese verstärkt der sozialen Aufgabe einer Betreuung alter Mitbürger und der Jugend annehmen sollten.  Da dies nicht zuletzt aber auch eine Frage der Finanzen ist, ließ sie seit 1970 jedes Jahr vor Weihnachten allen Bürgervereinen eine Spende von je 200,- DM für die Weihnachtsbescherung alter Mitbürger zukommen.  Neben den Altennachmittagen, die der Bürgerverein Nord mit den Kleefer Schützen beim Nordstädter Schützenfest veranstaltete, wurden seitdem auch die über 80 Jahre alten Mitglieder des Bürgervereins mit einem kleinen Weihnachtspräsent erfreut.

Die zunehmende Anerkennung der Bedeutung der Bürgervereine im öffentlichen Leben hatte aber noch einen zweiten Grund.  Von der NSDAP verboten, erfreuten sie sich auch nach der Neugründung Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre nicht gerade des Wohlwollens der politischen Parteien.  Sonst wären sie sicherlich nicht auf den Gedanken gekommen, zur Kommunalwahl 1952 eigene Kandidaten aufzustellen, ein Vorhaben, von dem man erfreulicherweise noch rechtzeitig abrückte.  Auszunehmen sind auch jene Ratsmitglieder, die in den Bürgervereinen aktiv mitarbeiteten wie Kraut (SPD) und Klems (CDU) im Bürgerverein Nord.

Unter Bürgermeister Robert Gies zeigte man sich dann den Bürgervereinen gegenüber weit aufgeschlossener und loyaler.  Es kam zu einer echten Zusammenarbeit zwischen Rat, Verwaltung und Bürgervereinen, deren Veranstaltungen man gerne als Forum für die Diskussion öffentlicher Angelegenheiten nutzte.  Die meisten Ratsmitglieder wurden auch Mitglieder in den Bürgervereinen ihres Bezirks, arbeiteten dort aktiv mit und gehörten satzungsgemäß sogar den Vorständen in einzelnen Bürgervereinen an.

Im Laufe der Jahre hatte sich ein entscheidender Wandel vollzogen.  "Die Demokratisierung in den Gemeinden begnügt sich nicht damit, daß die Bürger alle fünf Jahre neue Ratsrnitglieder wählen; die Bürger wollen bei der Regelung öffentlicher Anliegen durch das Vorbringen von Wünschen und Bedenken und das Einbringen von Beschwerden mitwirken", so hatte Stadtdirektor Brieden bei der 40-Jahr-Feier des Bürgervereins Nord diesen Wandel charakterisiert.  "Wir brauchen den kritischen Beitrag der Bürgervereine", sagte Landrat Müser auf einer Versammlung des Bürgervereins Meide am 19.  März 1970.  Damit war den Bürgervereinen ein fester Standort im vorparlamentarischen Raum auf der Gemeindeebene zugewiesen.

"Die Bürgervereine sind die Wachhunde auf der Rathaustreppe." Der Verfasser dieser Vereinsgeschichte hat an diesem Bonmot nie recht Gefallen gefunden; denn die Verwaltung kontrolliert und überwacht nur der Rat der Stadt.  Hier gilt es, auf saubere Trennung zu achten.  Der Rat beschließt, was in der Gemeinde geschehen soll, die Verwaltung führt die Beschlüsse des Rates aus, die Bürgervereine sind weder Legislative noch Exekutive, sie können für die Kommunalpolitik wichtige und wertvolle Anregungen geben und den Bürgerwillen neben den Parteien kundtun.  Mit dieser Aufgabe haben sie einen festen Platz im Leben der Gemeinde.

In diesem Sinne setzte der Bürgerverein Nord Anfang der 70er Jahre seine Tätigkeit fort. 1970 fanden neben den monatlichen Vorstands- und Mitarbeiterbesprechungen noch sechs Versammlungen statt.  Zahl und Gewicht der kommunalpolitischen Anliegen nahmen aber gegenüber den beiden Jahrzehnten vorher deutlich ab.  Die Infrastruktur in der Nordstadt hatte sich wesentlich verbessert.

Der Vorsitzende, der überall im Rathaus offene Türen fand, verstand es wie bisher, die Jahreshauptversammlungen durch Referate der leitenden Beamten der Stadtverwaltung interessanter zu gestalten.  So sprachen in der Hauptversammlung am 26.  März 1971 Stadtdirektor Brieden über “Kommunalpolitische Probleme der Nordstadt" und Polizeikommissar Günter Hammermann über "Die neue Straßenverkehrsordnung", am 28.  April 1972 Stadtplaner Otto Heines über "Künftige planerische Entwicklung der Nordstadt" und am 4. Juni 1973 1. Beigeordneter und Stadtkämmerer Helmut Weber über "Die Finanzlage der Stadt Hilden unter Berücksichtigung der erforderlichen Maßnahmen der Nordstadt in nächster Zukunft".

Die Jahreshauptversammlung 1972 brachte im übrigen die Wiederwahl des Vorstandes mit einer Ausnahme. Ernst Lemp übernahm das Amt des Schriftführers.

Große Aufregung und Unruhe rief in der ersten Hälfte der 70er Jahre die kommunale Neugliederung hervor.  Auch Hilden mußte um den Erhalt seiner Selbständigkeit kämpfen.  Düsseldorf beanspruchte im Nordwesten den Ortsteil Elb.  Hier war die Hildener Position schon deshalb aussichtslos, weil die Ländereien der Landeshauptstadt gehörten und einige Zeit vorher der Hasselser Wald von der staatlichen Forstverwaltung an Düsseldorf verkauft worden war.  Diese Gebiete - allerdings ohne den bewohnten Teil der Elb - wurden der Stadt Düsseldorf zugeschlagen.

Größte Enttäuschung bereitete den Hildenern der unerwartet angemeldete Anspruch von Solingen auf das Hildener östliche Stadtgebiet bis zur Autobahn.  Im Vertrauen auf einen Nachbarn, der vermutlich hinsichtlich der Eingemeindung nichts Böses im Schilde führte, hatte die Stadt Hilden sich in den Nachkriegsjahren auf verschiedenen Gebieten, Müllbeseitigung, Berufschulwesen, Wasserversorgung, Theater- und Konzertwesen, mit der Stadt Solingen zu einer an sich fruchtbaren kommunalen Zusammenarbeit eingelassen und gleiche Möglichkeiten mit Düsseldorf ausgeschlagen.  Hätte Solingen Erfolg gehabt, wäre Hildens Selbständigkeit nicht mehr zu halten gewesen.  Düsseldorf und Solingen hätten sich den Kuchen geteilt.  Der Bruch des einstmals freundschaftlichen Verhältnisses zu Solingen ist wohl kaum zu kitten, zumal die Klingenstädter nach Abschluß der kommunalen Neugliederung im Bezirksplanungsrat beim Regierungspräsidenten erneut ihren Anspruch auf die Eingemeindung von Haan und die Gebietsabtretung von Hilden vorzubringen wagten.

Neben Rat und Verwaltung der Stadt liefen die Hildener Bürgervereine gegen die Gebietsansprüche von Düsseldorf und Solingen in einer Reihe von Veranstaltungen Sturm.  Es wurde eine Aktionsgemeinschaft gebildet, die in einer Resolution die Forderungen der landhungrigen Nachbarn schroff ablehnte und den Willen zur Erhaltung der Selbständigkeit Hildens bekundete. 

Diese Resolution wurde am 2. März 1972 den Landtagsfraktionen, den Ratsfraktionen in Düsseldorf und Solingen, den Landesministern, der Landes- und Bezirksregierung und den Stadtverwaltungen der Nachbarstädte zugesandt.

Zu Anfang der 70er Jahre kam im Bürgerverein auch das eigene gesellschaftliche Leben neben den gemeinsamen Veranstaltungen aller Bürgervereine nicht zu kurz.  Am 3. April 1971 veranstaltete der Verein im Reichshofsaal ein Frühlingsfest, das vom Besuch her etwas enttäuschte, so daß der 1. Vorsitzende keine Neigung verspürte, weitere Feste dieser Art folgen zu lassen.  Um so mehr unternahm der Bürgerverein mit kleineren Gruppen Busfahrten mit Betriebsbesichtigungen, die bei den Frauen beliebt waren.  Am 17.  März 1973 gab der Verein in der "Schützenklause" der Kleefer Schützen zu Ehren des 1. Vorsitzenden, der 40 Jahre dieses Amt ausübte, einen Empfang.  Zum Karneval 1970 hatte ihn die Karnevalsgesellschaft "Die Musketiere" zum "Ehrenmusketier" ernannt, eine Ehrung, die nur solchen Männern zukommt, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.

Mit Ausnahme der Gebietsabtretung der Elb und des Hasselser Waldes, der vorher schon größtenteils auf Düsseldorfer Stadtgebiet lag, kam Hilden bei der kommunalen Neugliederung noch einigermaßen glimpflich davon.  Das als ein Erfolg der Bürgervereine zu werten, wäre sicherlich übertrieben, zumal sich bei der ganzen Eingemeindungsprozedur zeigte, daß sich die Verantwortlichen ohne Scheu über Bürgerwillen hinwegsetzten.  Immerhin bildete die von den Bürgervereinen herausgegebene Resolution eine der vielen Stimmen im Kampf um Hildens Selbständigkeit, die schließlich zum Erfolg führten.

Gemeinsam mit dem Bürgerverein Meide und dem Martinszugkomitee Meide organisierte der Bürgerverein Nord auch wieder jedes Jahr einen Martinszug.  Zu den Rosenmontagszügen wurden zusammen mit den Kleefer Schützen Wagen gestellt.  Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der Stadt Hilden und der nordenglischen Stadt Warrington luden der Bürgerverein und die Kleefer Schützen wiederholt englische Jugendgruppen und die Warrington Youth Band, eine in Hilden sehr bekannt gewordene Blaskapelle, zu Unterhaltungsabenden ein.  Die Kindergärten und einzelne Vereine in der Nordstadt, das Rote Kreuz und die Stadtranderholung wurden durch Geldspenden unterstützt. 1971 trat der Verein der 1970 gegründeten "Stadthallengesellschaft" bei, die den Bau der Stadthalle ideell förderte und zur Eröffnung zwei wertvolle Konzertflügel und Kunstwerke stiftete.

Den besonderen Familienereignissen nahm man sich in altgewohnter Weise an.

Da die öffentliche Feier von Goldhochzeiten außer Mode gekommen war, fand sich der Vorstand im Familienkreis ein und gratulierte dem Jubelpaar unter Überreichung eines Geschenks.

Die Aufwärtsentwicklung des Vereins schien unaufhaltsam weiterzugehen. 1970 zählte man 615 Mitglieder, 1973 waren es bereits 683.  Doch dann traf den Bürgerverein und die Nordstadt ein harter Schlag. Wilhelm Ungermann erkrankte und mußte sich ins Krankenhaus begeben.  Es war eine heimtückische Krankheit, bei der es keine Überlebenschance gab.  Er starb in der Nacht vom 21. zum 22.  Januar 1974.  Unter großer Beteiligung seiner unzähligen Freunde und Bekannten und der Hildener Bürgerschaft wurde er am 24.  Januar 1974 auf dem Hildener Stadtfriedhof beigesetzt.  Mit seinem Tode schließt ein Abschnitt der Geschichte des Bürgervereins Nord, den er durch große Hingabe, durch nimmermüden Einsatz und Eifer geprägt hat.

Der plötzliche Tod von Wilhelm Ungermann rief im Bürgerverein Bestürzung hervor.  Wer sollte seine Nachfolge antreten? Ungermann selbst hatte oft bedauert, daß er niemanden fand, der ihn einmal abzulösen bereit gewesen wäre.  Unerwartet zeichnete sich eine Möglichkeit ab, die Vorstandsfrage zu regeln. 

Stadtdirektor Heinz Brieden, Mitglied des Bürgervereins seit 1969, trat am 30. April 1974 in den Ruhestand.  Rudi Eigen besprach mit einigen Bürgervereinsmitgliedern und der Bürgermeisterin, ob er nicht das Amt des Vorsitzenden dem scheidenden Stadtdirektor antragen sollte.  Nun hatte Brieden allerdings andere Absichten.  Er wollte sich zwar keinesfalls zur Ruhe setzen, sondern strebte im Gegenteil an, sich für die Kommunalwahl 1975 bei der SPD als Ratskandidat aufstellen zu lassen.  Ließ es sich vertreten, diese beiden Ämter in Personalunion zu übernehmen?  Bei Ungermann war das der Fall; denn schließlich hatte er 11 Jahre lang neben dem Vorsitz im Bürgerverein auch ein Ratsmandat (CDU) innegehabt.  Da der Stadtdirektor stets ein Anhänger der Bürgervereine war und sie nach Kräften gefördert und unterstützt hatte, wollte er sich bei der schwierigen Lage, in die der Bürgerverein geraten war, nicht versagen, und so erklärte er Rudi Eigen gegenüber seine Bereitschaft, in der nächsten Jahreshauptversammlung des Bürgervereins für das Amt des 1. Vorsitzenden zu kandidieren.

Die Jahreshauptversammlung fand am 26.  April 1974 statt.  In den Vorstand wurden gewählt: Heinz Brieden zum 1. Vorsitzenden, Rudi Eigen zum 2. Vorsitzenden, Wolfgang Günther zum Kassierer, Ernst Lemp zum Schriftführer, Franz Andree, Paul Klapperich, Walter Rond, Franz Schneller und Franz Urbschat zu Beisitzern.

Dieser Vorstand wurde in den Jahreshauptversammlungen am 19.  März 1976 und 21.  April 1978 einstimmig wiedergewählt, zuletzt durch eine Satzungsänderung auf die Dauer von drei Jahren.  Aus Altersgründen schied Paul Klapperich 1974 als Beisitzer aus.  Er wurde zum Ehrenmitglied ernannt.  Für ihn kam Hermann Arnold in den Vorstand.

Der neue Vorsitzende, der den Vereinsbetrieb als Mitglied seit Jahren kannte, sah zunächst einmal seine Aufgabe darin, Altbewährtes fortzusetzen.

Es fanden folgende Veranstaltungen statt:

10.  Juli 1974  Bürgerversammlung mit einem Vortrag des Stadtplaners Otto Heines über den Bebauungsplan 32 für das Gelände zwischen Beethoven- und Mozartstraße,

18. Oktober 1974  Bürgerversammlung mit dem Thema

"Die Nordstadt muß schöner werden".

  • 22. Februar 1975 Ortsbegehung in der Nordstadt mit dem Gartenamt
  • 22. Oktober 1976  gemeinsame Bürgerversammlung der Bürgervereine Meide,
  • Nord und Ost im "Kleefer Hof" mit über 200 Teilnehmern zum Thema: "Osttangente".  Landesbaudirektor Heß und Oberbaurat Dudzik vom Fernstraßen-Neubauamt Düsseldorf erläuterten an Plänen den geplanten Trassenverlauf und die vorgesehenen Lärmschutzmaßnahmen.  Den Bürgern wurde Gelegenheit gegeben, Bedenken und Anregungen vorzubringen.
  • 18.März 1977  Jahreshauptversammlung mit einem Lichtbildervortrag des Geschäftsführers der Freizeitgemeinschaft Behinderte und Nichtbehinderte, Georg Küppers, über das Freizeitzentrum Kolksbruch und die Arbeit der Freizeitgemeinschaft.  Es folgte eine Aussprache mit Vertretern der Hildener Ärzteschaft über die ärztliche Versorgung in der Nordstadt auf Grund einer Umfrage des Bürgervereins.

  • 29.April 1977  Bürgeranhörung über einen Bebauungsplan zwischen Mozart-
  • und Nordstraße
  • 21.August 1977  Anhörung der Bürger der Taubenstraße über die Bebauung
  • des Geländes zwischen Taubenstraße und Zwirnerweg
  • 17. November 1978  Hauptversammlung mit einem Lichtbildervortrag von
  • Rektor Kurt Voß über "Hilden - einst und jetzt".  Die Veranstaltung fand erstmalig in der Sonderschule an der Lortzingstraße statt, da der "Kleefer Hof" inzwischen geschlossen war.  Ende des Jahres ging er in das Eigentum der Stadt über, die in dem Haus ein Jugendzentrum einrichtete.
  • 8. und 10. Dezember 1978  Teilnahme am Hildener Weihnachtsmarkt mit einem Waffel- und Getränkestand.  Der Reinerlös von ca. 400,- DM wurde den Nordstädter Kindergärten zur Anschaffung von Spielzeug zur Verfügung gestellt.

    27.April 1979  Jahreshauptversammlung in der Schule an der Lortzingstraße mit einem Vortrag von Stadtarchivar Dr. Gerd Müller über die "Anfänge der Hildener Geschichte".

    In der Bürgerversammlung am 10. Juli 1974 war eine Bürgeraktion "Spendet Straßenbäume!" durch den Bürgerverein ins Leben gerufen worden.  Sie fand bei den Bürgern ein gutes Echo. Über 2000,- DM Spenden gingen ein, der Bürgerverein zahlte 1200,- DM zu, und am 7. März 1975 konnten auf der Südseite der Beethovenstraße 25 Ahornbäume gepflanzt werden. 

    Freibier und ein Platzkonzert des Jugendblasorchesters der Musikschule beflügelten den Arbeitseifer der freiwilligen Helfer und der städtischen Gärtner, und im Handumdrehen zierte die Beethovenstraße eine zwar noch mickrig wirkende Baumreihe.  Sie stellt heute schon einen prächtigen, wenn auch noch nicht schattenspendenden Schmuck der Straße dar.  Wertvolle Gehölze und Sträucher waren zusätzliche Spenden für die Nordstädter Grünanlagen.

    1971 hatte der Bürgerverein sein letztes Vereinsfest und 1963 zuletzt einen Kamevalsabend veranstaltet.  Diese Abstinenz entsprach nicht der rheinischen Frohnatur der eingesessenen Nordstädter Bürger, und auch die Neubürger vergnügten sich gern einmal.  Auch der neue Vorsitzende hielt es mit den Worten des griechischen Philosophen Demkrit: "Ein Leben ohne Feste ist wie eine lange Wanderung ohne Einkehr”.

    Der Auftakt wäre sicherlich früher erfolgt als am 31. Januar 1976 mit einem karnevalistischen Abend, wenn nicht der Saal des Kleefer Hofes das ganze Jahr 1975 über von der Bauaufsicht wegen baulicher Mängel hätte geschlossen werden müssen.  Es herrschte eine Bombenstimmung.  Sie wurde übertroffen beim "Herbert-Hochkeppel-Abend" am 12. November 1976, dem Beginn der rheinischen Karnevalssession mit dem Hopediz Erwachen.  Der Anlaß war zwar etwas ernsterer Natur.  Man feierte zur Erinnerung an den 1972 durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommenen Karnevalisten und Exprinzen Herbert Hochkeppel, dem Sohn des gleichnamigen Ehrenmitgliedes des Bürgervereins.  Der Junior war der erfolgreichste Liederdichter und Komponist des Hildener Karnevals.  Seine alten Freunde hatten den Abend gestaltet und erfreuten die närrischen Gäste mit seinen Liedern.  Die bekanntesten und preisgekrönten hatte der Bürgerverein in einer gut aufgemachten Schrift noch einmal veröffentlicht.  Die Hildener Karnevalsgesellschaft "Die Musketiere" von 1968 stiftete an dem Abend einen "Herbert-Hochkeppel-Wanderpokal", der jedes Jahr auf der Prinzen-Redoute des Karnevalsausschusses der Stadt Hilden an eine talentierte Nachwuchskraft vergeben wird.

    Sieht man vom Rosenmontagszug einmal ab, stellen die sogenannten "drei tollen Tage" keineswegs den Höhepunkt im Hildener Karneval dar.  Deshalb kam der Wunsch im Bürgerverein auf, doch am Karnevalssamstag für die Bürger einen Karnevalsabend zu veranstalten.  Der erste "Bürgerkarneval" am 4. Februar 1978 begeisterte über 200 Närrinnen und Narren.  Im nächsten Jahr sah es für ein Karnevalsfest zunächst schlecht aus.  Der Kleefer Hof stand nicht mehr zur Verfügung.  Man wollte auf die Waldschenke ausweichen, aber auch diese wurde geschlossen.  Die rettende Hand bot die Stadtverwaltung, die dem Bürgerverein die Turnhalle an der Beethovenstraße überließ.  Es wurde das beste und stimmungsvollste Karnevalsfest des Bürgervereins.  Die Turnhalle war von Vereinsmitgliedern prächtig ausgeschmückt worden.  Die Bewirtung hatte der stellv.  Vorsitzende Rudi Eigen mit seinen Kleefer Schützen übernommen. Im Programm wirkten Hildener Tanzgruppen und Karnevalisten mit.  Ein besonderer Höhepunkt war der Einzug des Prinzen- und des Kinderprinzenpaares unter den Klängen der Warrington Youth Band.

    Mit der Warrington Youth Band sind die besonderen Verdienste angesprochen, die sich der Bürgerverein um die Förderung der Städtepartnerschaft zwischen Warrington und Hilden erwarb.  Waren schon zu Ungermanns Zeiten wiederholt Einladungen an englische in Hilden weilende Jugendgruppen ergangen, so wurden die freundschaftlichen Kontakte namentlich zur Warrington Youth Band wesentlich verstärkt, was u. a. daran lag, daß der Vorsitzende des Bürgervereins Ehrenpräsident dieser englischen Jugendkapelle ist.  Bei einem zweiwöchigen Aufenthalt in Hilden gab die Youth Band am 26.  Juli 1976 im Kleefer Hof ein Konzert.  Im Sommer 1978 machte sie auf einer Hollandreise für drei Tage einen Abstecher nach Hilden und Wuppertal.  Der Bürgerverein übemahm die Unterbringung der jungen Musiker.  Am 17.  August 1978 gab die Kapelle ein mit großem Beifall aufgenommenes Partnerschaftskonzert in der gut besuchten Aula des Helmholtz-Gymnasiums im Holterhöfchen.  Zum Abschied spielte sie dann am folgenden Tag vor den Gasteltern nochmals im Kleefer Hof.  Doch schon wenige Monate später gab es ein Wiedersehen. 

    Die K. G. "Die Musketiere" hatten aus Anlaß ihres närrischen 11jährigen Jubiläums die Warrington Youth Band zum Rosenmontagszug nach Hilden eingeladen.  Die Unterbringung der Jungen und Mädchen übernahm wieder der Bürgerverein.  Die Jugendlichen und ihre erwachsenen Begleiter fanden vom 24. bis 28. Februar 1979 größtenteils Aufnahme in den Familien, bei denen sie auch im August Gast waren.  So bildeten sich echte Freundschaften, die sich teilweise auch auf die englischen Familien bei Gegenbesuchen der deutschen Gasteltern in Warrington ausdehnten.

    Die beiden Nordstädter Bürgervereine beteiligten sich in jedem Jahr an der Organisation des Martinszuges in der Nordstadt.

    Alljährlich werden einige Tage vor Weihnachten die über 80 Jahre alten Mitglieder des Bürgervereins mit kleinen Weihnachtsgeschenken bedacht, die der Vorsitzende und ein weiteres Vorstandsmitglied persönlich überreichen.

    Erstmalig veranstaltete der Bürgerverein für die Kinder der Vereinsmitglieder und der Kleefer Schützen am 10.  Dezember 1977 im Kleefer Hof eine Nikolausfeier mit einer Bescherung von 82 Kindern.  Ein Jahr später, am 6. Dezember 1978, bescherte der Nikolaus fast 100 Kinder im Saal der Friedenskirche.

    Am 16.  Oktober 1974 wurde Herbert Hochkeppel aus Anlaß seines 79.  Geburtstages zum Ehrenmitglied des Bürgervereins ernannt.

    Am 10.  September 1974 fuhren 28 Mitglieder zur Auer-Mühle nach Köln.  Die Einladung war vom 2. Vorsitzenden vermittelt worden.  Ein gemütliches Beisammensein schloß sich abends in der Gaststätte "Haus Rüden" in Widdert an.

    Bei über 600 Mitgliedern erschienen aber dem Vorstand die kleinen  Busfahrten mit geringen Teilnehmerzahlen unangemessen.  Wer konnte sich dafür an Werktagen schon freimachen?  Man beschloß deshalb, einmal den Mitgliedern eine große Fahrt anzubieten.  Das Echo übertraf alle Erwartungen.  Mit 10 Bussen und über 400 Teilnehmern startete der Verein am 10.  Juni 1975 seine erste große Frühlingsfahrt, eine kombinierte Bus- und Schiffsreise. 

    Der Hariksee am linken Niederrhein, Nümbrecht im Oberbergischen, das Nafshäuschen bei Wahlscheidt waren die verschiedenen Nachmittagsziele.  Abends ging es in Köln an Bord des größten Schiffes der Köln-Düsseldorfer Schiffahrtsgesellschaft, der MS Berlin, zu einer Abendfahrt nach Benrath.  Das Jugendblasorchester Hilden musizierte auf Deck.  Es wurde getanzt, geschunkelt und gesungen.  Um Mitternacht legte das Schiff in Benrath an, wo Busse die frohe Gesellschaft zur Rückfahrt nach Hilden erwarteten.

    Nach diesem großen Erfolg entschloß sich der Vorstand, auch 1976 wieder eine Ausflugsfahrt zu unternehmen.  Die Teilnehmerzahl mußte aber begrenzt werden, weil ein ansprechendes Abendlokal für einen zu großen Personenkreis nicht gefunden werden konnte.  Mit vier Bussen fuhren 170 Personen ins Bergische nach Bechen - Cafe Breidenbach - und ins Oberbergische in die "Bergische Schweiz" bei Engelskirchen.  Am Abend fand man sich dann wieder bei "Weck" im Ittertal ein.

    Mit der gleichen Bus- und Teilnehmerzahl fuhr der Bürgerverein dann am 14. Mai 1977 ins Ruhrtal, Dampferfahrt von Mülheim nach Kettwig, dort Kaffeepause, Kurzaufenthalt am Baldeneysee, Ausklang im "Haus Ruhrblick" in Essen-Kupferdreh.

    Den größten Beifall fand dann aber am 3. Juni 1978 die Fahrt mit vier Bussen und 166 Teilnehmern an den Rhein nach Bad Breisig.  Bei herrlichem Sonnenschein hatte man drei Stunden Zeit zu Spaziergängen am Rhein und im Kurpark, zur Burg Rheineck, zur Einkehr ins Kurhaus und den gemütlichen Cafe's und Weinlokalen an der Rheinpromenade.  Den Abend verbrachte man im Hotel "Margarethekreuz" im Siebengebirge bei ausgezeichneter Bewirtung, Tanz und Unterhaltung.

    Brüggen im Naturpark Schwalm-Nette am linken Niederrhein war dann das Ziel der 5. Frühlingsfahrt am 19.  Mai 1979 mit vier Bussen und 150 Personen.  In der mitten im Wald gelegenen "Bergschänke" auf dem Hülserberg bei Krefeld schloß sich dem Nachmittagsaufenthalt in Brüggen ein gemütlicher Abend mit Tanz und Unterhaltung an.

    Der Erfolg und die Beliebtheit der inzwischen zur Tradition  gewordenen Frühlingsfahrten des Bürgervereins liegen in ihrer sehr sorgfältigen Vorbereitung durch Vorfahrten einiger Vorstandsmitglieder begründet.

    Im kleineren Kreis der Mitarbeiter wurden dann noch einige Herbstfahrten unternommen, am 25.  September 1976 an die Mosel nach Traben-Trarbach, am 1. Oktober 1977 in die Eifel zum Rursee und am 30.  September 1978 in den Teutoburger Wald mit einer Besichtigung von Paderborn und Detmold.  Diese Fahrten waren einmal eine Anerkennung an die Mitarbeiter für die geleistete Arbeit, sie dienten aber zugleich der Information und der Pflege der Kameradschaft.

    Wenn der Bürgerverein den gesellschaftlichen Veranstaltungen und den Ausflugsfahrten so große Bedeutung beimißt, hat das u. a. seinen Grund darin, daß die Zeit der großen kommunalpolitischen Auseinandersetzungen und Streitgespräche in der Nordstadt zu Ende ist. 

    Probleme und Sorgen sind gegenüber den voraufgegangenen Jahrzehnten kleiner geworden. Es gibt sicherlich noch vieles zu tun, um eine bessere Lebensqualität für die Bürger zu erreichen.  Aber es ist nicht mehr notwendig und möglich, für jedes Anliegen eine Bürgerversammlung einzuberufen.

    Mit dem am 4. Juni 1974 zum ersten Mal und 1979 im 6. Jahrgang erscheinenden NORDSTÄDTER BÜRGERBRIEF hat der Bürgerverein die durch die Verringerung der Anzahl der Versammlungen eingetretene Informationslücke der Mitglieder voll geschlossen.  Das nach Bedarf herausgegebene Mitteilungsblatt wird in einer Auflage von etwa 1000 Exemplaren zusammen mit dem "Informations-Spiegel" des Kulturamtes von den Mitarbeitern an die Mitglieder und an interessierte Bürger verteilt.  Den Bürgerbrief erhalten auch die Mitglieder des Rates, die leitenden Rathausbeamten, das Stadtarchiv und Behörden und Organisationen, soweit sie berührende Themen behandelt werden. 1974 erschienen drei, 1975 und 1976 je fünf, 1977 acht, 1978 zehn und 1979 bisher neun Exemplare mit einigen Sonderdrucken für die Ausflugsfahrten.

    Es gibt keine das Interesse der Öffentlichkeit beanspruchende Angelegenheit in der Nordstadt, die im Bürgerbrief nicht zur gegebenen Zeit aufgegriffen wird.  Von der großen Zahl der behandelten Themen seien nur einige genannt: Trassenführung und Planfeststellungsverfahren der Osttangente, Verbreiterung der Autobahn A 3 Köln-Oberhausen, Lärmschutzmaßnahmen an der Autobahn, Osttangente und Berliner Straße, Notwendigkeit des Baues einer Unterführung der Berliner Straße hinter dem Rathaus, Verkehrsregelung in der Innenstadt, Fußgängerzone in der Mittelstraße, Verkehrsberuhigung in den Wohnstraßen der Nordstadt, die Problematik der geplanten Landstraße 288 n, fehlende Orientierungstafeln an den Autobahnabfahrten, Stellungnahme zu verschiedenen Bebauungsplänen der Nordstadt, Sportstättenmangel im Norden, Rheinbahn-Verkehr, Verlängerung der Stadtlinie in die Nordstadt, Fahrplanverbesserung bei der Buslinie 51 Düsseldorf-Hilden-Solingen im Hildener Stadtverkehr.

    In einem Nachgefecht zu der an sich gelaufenen kommunalen Neugliederung befaßte sich der Vorstand nochmals mit der inzwischen vollzogenen Eingemeindung des Ortsteils Elb nach Düsseldorf und gab am 12.  August 1974 eine Presseerklärung ab, in der sich der Bürgerverein hinter den einstimmigen Beschluß des Rates der Stadt stellte, wegen der Elb Verfassungsklage zu erheben.  Auch die Bürgervereine Meide und West hatten sich vorher nochmals dafür eingesetzt, die Elb bei Hilden zu belassen.  Dem letzten Schritt blieb aber leider der Erfolg versagt.

    Die gemeinsamen Besprechungen der Hildener Bürgervereine wurden auch in den Jahren 1975 bis 1978 fortgesetzt.  Behandelt wurde u. a. die Erhebung von Erschließungsbeiträgen für Kinderspielplätze, die im Interesse der weiteren Anlegung solcher Plätze abgelehnt wurde.  Es war aber lediglich eine 30 %ige Kostenbeteiligung der Stadt zu erreichen.

    Die aus dem Jahre 1963 stammende Vereinssatzung bedurfte dringend einer Neufassung.  Mit ihr sollte zugleich die Eintragung in das Vereinsregister und die Anerkennung der Gemeinnützigkeit erreicht werden.  Die Satzung wurde in der Jahreshauptversammlung am 21.  April 1978 und in der Hauptversammlung am 17.  November 1978 beraten und einstimmig verabschiedet. 

    Das Finanzamt Düsseldorf-Mettmann bescheinigte dem Bürgerverein mit Schreiben vom 29.  Dezember 1978, daß die eingereichte Satzung alle nach 5 59 Satz 1, §§ 60 und 61 AO geforderten Voraussetzungen erfülle.  Nach der Satzung diene der Verein ausschließlich und unmittelbar gemeinnützigen Zwecken.  Die Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht in Langenfeld erfolgte am 6. Juni 1979 unter Nr. 76.